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Die Sage von den Gespenstern an der Lohmühle von Ellrich

Dort, wo nördlich der Stadt die Bäume des Ellernhaynes enden, heißt ein Flurstück "An der Lohmühle". Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurden in der dort stehenden kleinen Mühle noch Baumrinde zu Pulver zerstampft und von den Lohgerbern bei der Lederbereitung gebraucht. Alte Leute erzählten, dort sei es "nicht geheuer", "es ginge dort um". Manche wollten sogar wissen, ein Waldarbeiter hatte vor langer Zeit die Gespenster selbst gesehen. Er sei im Nachbarort, Zorge, gewesen, dort aufgehalten worden und nachts zitternd und leichenblaß bei seiner Familie angekommen. Lange habe er die besorgten Fragen nicht beantworten können. Dann erzählte er aber doch, wie er - um den Weg zu kürzen - an der Zorge entlang gegangen sei. Kurz vor der Lohmühle habe er - schemenhaft nur - im ungewissen Mondlicht Bewegung gesehen und sich in seinem Schreck hinter ein Busch geduckt. Aus der Mühle seien - völlig lautlos - vier vermummte Gestalten getreten, auf ihren Schultern einen weißen Sarg tragend. Obwohl sie dicht an seinem Busch vorbeigingen, habe er keinen Schritt gehört. Im Mondlicht seien sie zwischen den Bäumen des Waldes in der Richtung zum alten Friedhof auf dem Frauenberg verschwunden. Erst dann habe er sich wieder bewegen können. Da es in der Lohmühle keine Wohnung gab und auf dem Frauenberg kein frisches Grab, blieben nur der Schluß, es stimme doch mit den Gespenstern. Was nun folgt, ist gar keine Sage, aber doch erzählenswert: Lange hatte man nichts mehr von diesen Dingen gehört, die Sage war fast vergessen, als wieder das Gerede von den Gespenstern am Biertisch aufkam. Einige unternehmungslustige Burschen beschlossen in ihrem Biermut, der Sache noch in der gleichen Nacht auf den Grund zu gehen, erschraken aber doch sehr, als sie in der Nähe der Lohmühle Gepolter hörten. Das diese Geister aber so laut waren, faßten sie mut, und was noch besser ist, auch Knüppel. Da kamen ihnen die Gespenster schon entgegen, sie trugen auch einen weißen Sarg. Schnell traten die Beobachter hinter die nächsten Bäume. Stolpernd und schimpfend näherte sich der seltsame Spuk. Der mutigste Bursche sprang vor und schwang den Knüppel, und - oh Wunder - Die Sargträger ließen ihre Last fallen und rannten spornstreichs davon. Der Sargdeckel hatte sich gelöst- und was lag im Sarg? Es war Lohe, gestohlene Lohe, die Diebe hatten diese Zeit und Verkleidung gewählt, um bei zufälliger Entdeckung ihres Einbruchs doch ungestört ihr Diebesgut in Sicherheit bringen und es irgend einen Lohgerber verhökern zu können. So war zwar die Kalkulation mit der Sage und dem Geisteraspekt durchaus erfolgversprechend, aber sie kam sicher viel zu spät, die Menschen waren aufgeklärter als ihre Vorfahren.
 

29.01.2007

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